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Riesen-Schwingel (Festuca gigantea)
Quelle: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Riesen-Schwingel

Festuca gigantea

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Gras bedingt winterhart Schmetterlingspflanze
  • Sommergrünes, bis zu zwei Meter hohes Gras
  • Bis zu einem halben Meter lange Blätter und dunkle Knoten an den Halmen
  • Riesige allseitswendige, im Alter überhängende Rispen
  • Heimisch, robust und pflegeleicht
  • Bildet lockere Horste ohne Ausläufer
  • Für sonnige und halbschattige Stellen mit fruchtbarem feuchtem Boden
  • Bedingt winterhart bis -17 °C, braucht in kalten Wintern Kälteschutz
  • Raupenfutter für Schmetterlinge
  • Leichte Vermehrung durch Teilung oder mit Samen
  • Für Steingarten, Heidegarten, zur Dachbegrünung oder als Kübelpflanze
🏡 Standort
Licht: Sonne bis Halbschatten
Boden: durchlässig bis normal
Wasser: trocken
Nährstoffe: nährstoffarmer Boden

Thematisch passende Pflanzen:

🌱 Wuchs
Pflanzenart: Gras
Wuchs: halbrund, kompakt
Höhe: 30 - 150 cm
Breite: 30 - 50 cm
frostverträglich: bis -17 °C (bis Klimazone 7)
Wurzelsystem: Flachwurzler

Thematisch passende Pflanzen:

🌼 Blüte
Blütenfarbe: grün
Blühzeit:
j
f
m
a
m
j
j
a
s
o
n
d
Blütenform: klein, unscheinbar
🍃 Laub
Blattfarbe: grün
Blattphase: sommergrün
Blattform: riemen- bis bandförmig, zugespitzt
🐝 Ökologie
Bestandssituation (Rote Liste): sehr häufig
Gefährdung (Rote Liste): ungefährdet
Schmetterlinge: 1
Raupen: 14 (davon keine spezialisiert)
Käfer: 2

Thematisch passende Pflanzen:

🌐 Einheimische Verbreitung

Bitte beachte, dass die angezeigte Verbreitung auf der Karte lediglich als grobe Orientierungshilfe dienen soll. Für eine detailliertere Darstellung und mehr Informationen zur Verbreitung besuche doch gern floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage:

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
Pflanzen je ㎡: 4
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Süßgrasartige
Familie: Süßgräser
Gattung: Schwingel
Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Riesen-Schwingel?

Der Riesen-Schwingel oder Bachweizen ist in der Tat ein großer Schlingel – diese Süßgräser (Poaceae) können bis zu zwei Metern Höhe erreichen und bieten auch im Garten einen imposanten Anblick. In den gemäßigten und warmen Klimazonen von Europa, Asien und Nordafrika wächst er bevorzugt in Au- und Bruchwäldern, an feuchten Waldwegen und auf Lichtungen mit nährstoffreichen Böden.

Das ausdauernde sommergrüne Gras bildet lockere Horste ohne Ausläufer. Seine kräftigen unverzweigten Halme steigen bogig aus Bodennähe auf und tragen an ihren dunkelroten bis violetten Knoten überhängende, bis zu 60 Zentimeter lange Blätter mit rauer graugrüner Oberseite und glatter dunkelgrüner Unterseite. Die kahlen offenen Blattscheiden werden von einem Blatthäutchen und einem großen stängelumfassenden Öhrchen überragt.

Abgesehen von der schieren Größe lässt sich der Riesen-Schwingel auch an seinen ungewöhnlich großen Blattöhrchen leicht erkennen, die den Stängel wie eine große Kralle umfassen. Mir persönlich (H.S.) bleibt mein Botanik-Professor in lebhafter Erinnerung, ein kölsches Original, der auf Exkursionen regelmäßig mit verzücktem Gesicht einen Halm hochhielt und dozierte: „… und denken Sie immer daran: Kein Gras hat so rieeesige Öhrchen wie Festuca gigantea!“.

Allein die an den Enden der Halme stehenden Rispen erreichen eine Länge von einem knappen halben Meter; sie sind allseitswendig und stehen zunächst horizontal ab, später hängen sie herab. Die schmal-lanzettlichen, bis zu zwei Zentimeter langen Ährchen bestehen aus 3-10 Blüten mit gespitzten Hüllspelzen und von einer mit einer geschlängelten Granne gekrönten Deckspelze. Als Früchte werden wie bei Gräsern üblich Karyopsen gebildet.

Riesen-Schwingel im Garten

Standort

Der Riesen-Schwingel bevorzugt einen feuchten bis nassen, fruchtbaren und basenreichen Lehm- oder Tonboden. Am liebsten ist ihm ein sonniger, gerne auch halbschattiger und nicht übermäßig warmer Standort. Trockenheit verträgt er längere Zeit ohne Probleme, ebenso wie kalten Winter mit bis zu -17 °C; damit ist bedingt frosthart und braucht gegebenenfalls einen Kälteschutz.

Schnitt

Sommergrüne Gräser wie den Riesen-Schwingel musst Du nicht unbedingt schneiden, es sei denn aus rein ästhetischen Gründen. Lass die abgestorbenen Teile am besten erst einmal über Winter stehen, denn hier sind die Horste noch ein wichtiger Unterschlupf und Nahrung für zahlreiche Kleintiere. Schneide die vertrockneten Teile vor dem neuerlichen Austrieb eine Handbreit über dem Boden ab und nutze sie zum Mulchen oder auf dem Kompost.

Vermehrung

Am leichtesten fällt die vegetative Vermehrung durch Teilen der Horste. Damit stellt Du auch sicher, dass die Pflanzen wuchsstark und blühfreudig bleiben und die Horste nicht mit der Zeit verkahlen. Zudem kannst Du Dich auch an einer Aussaat versuchen, die Samen keimen schnell und zuverlässig.

Verwendung

Mit seiner imposanten Erscheinung ist der Riesen-Schwingel ein dekoratives Ziergras für Blumenbeete und den Teichrand. In großen Kästen und Kübeln lässt er sich auch auf Balkon und Terrasse bringen. Für die Dachbegrünung ist er ebenfalls geeignet. Auch als Trockenstrauß in der Vase macht das große Gras eine gute Figur.

Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge sind beim äußerst widerstandsfähigen Riesen-Schwingel selten anzutreffen; gefährlich werden sie den robusten Beständen in aller Regel nicht.

Ökologie

  • Pollen und Nektar gibt es hier für Insekten nicht zu holen, denn Festuca gigantea verlässt sich ganz altmodisch auf die archaische Bestäubung durch den Wind.
  • Dafür nutzen Schmetterlinge ihn als Raupenfutter, so die Haldenflur-Graseule Apamea remissa, das Waldbrettspiel Pararge aegeria und der Frühe Kommafalter Ochlodes venata.
  • Die Verbreitung der Samen erfolgt mit Wind und Wasser; zudem werden sie im Schlamm verborgen auch mit Pfoten und Fell von Tieren verschleppt.
  • Die Samen sind ein Lieblingsfutter des Haselhuhns Tetrastes bonasia, einem nahen Verwandten von Auerhuhn und Birkhuhn.

Wissenswertes

  • Rinder und Pferde lieben den nahrhaften Riesen-Schwingel, vor allem vor der Blüte. Später wird er nicht mehr so gerne angenommen.
  • Im Gartenhandel taucht Festuca gigantea vereinzelt auch unter den Synonymen Lolium giganteum und Schedonorus giganteus
  • Das mit der Gattung Lolium ist wohl nicht so ganz abwegig: Der Riesen-Schwingel bildet häufig Hybriden mit Lolium perenne und Lolium multiflorum, dem Deutschen Weidelgras und dem Vielblütigen Lolch.
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Fotos (2)

Gesamte Pflanze Riesen-Schwingel
Quelle: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Blüte Riesen-Schwingel
Quelle: Petr Filippov, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Wert für Insekten und Vögel

Riesen-Schwingel ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Schmetterlinge und Schmetterlingsraupen

Schmetterlinge:
0
Raupenarten:
0
Käfer:
0

Schmetterlingsarten

Käfer

Stauden für den Schatten

Themen

Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Markus Wichert
Markus Wichert Naturgärtner
Thomas Puhlmann
Thomas Puhlmann Balkongärtner
Sebastian Hadj Ahmed
Sebastian Hadj Ahmed Balkongärtner
Stand:
13.12.2023