Was ist Feld-Mannstreu?
Die Feld-Mannstreu ist eine mehrjährige Staude aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Wild wachsend findet man sie von Mittelmeer über Süd- und Mitteleuropa bis zum Kaukasus und Hindukusch. In Deutschland findet man ihre Vorkommen vor allem an Elbe, Rhein und Main auf trockenen und sonnenbeschienenen Kalkmagerrasen, trockenen Wegrädern und Dämmen mit viel Wärme und wenig Nährstoffen.
In seltenen Fällen werden die distelähnlichen Gewächse bis zu einem Meter hoch, meistens bleiben sie deutlich kleiner. Die spindelförmige Pfahlwurzel reicht mit vielen fadenförmigen Seitenwurzeln bis zu zwei Meter in die Tiefe und weiß zuverlässig noch irgendwo einen Tropfen Wasser und ein paar Nährstoffe aufzutreiben. Oberirdisch bildet sie eine Halbrosette aus stacheligen Blättern, die an den straff aufrechten, mäßig verzweigten Stängeln nach oben hin zusehends kleiner werden.
Bei den Blütenständen handelt es sich um die familientypischen Dolden; die sind allerdings so stark zusammengezogen, dass sie eher an die Körbchen der Korbblütler erinnern. Die kleinen Kugeln sind an ihrem Rand von 5-6 wehrhaften Hüllblättern umgeben. Die Achänen bestehen aus zwei einkammerigen Merikarpen.
Die Feld-Mannstreu kann man leicht mit der nahe verwandten
Flachblatt-Mannstreu Eryngium planum verwechseln. Allerdings sind bei ihr die typischen spitzen Hochblätter um die Blütenstände nicht blau, sondern weniger farbenprächtig graugrün gefärbt.
Feld-Mannstreu im Garten

Quelle: olko1975/shutterstock.com
Standort
Die Feld-Mannstreu liebt einen sonnigen Standort und eine durchlässige, möglichst Kalk enthaltende und eher nährstoffarme Erde. Sie nimmt lieber mit wenig Wasser vorlieb als mit zu viel – Staunässe erweist sich binnen kurzer Zeit als tödlich und lässt die Pfahlwurzeln verfaulen. Ebenso solltest Du auch beim Düngen eher sparsam sein, denn insbesondere zu viel Nitrat im Boden lässt die Pflanzen unschön wachsen und macht sie empfindlich gegen Schädlinge und Pilzerkrankungen. Immerhin dienen sie botanisch als Zeigerpflanzen für stickstoffarme Böden.
Schnitt
Die vertrockneten Stängel der Feld-Mannstreu solltest Du ruhig über Winter stehenlassen und sie erst im Frühjahr entsorgen; sie sehen auch vertrocknet recht apart aus, und zudem nisten einige Wildbienenarten in markhaltigen Stängeln. Abgeschnitten und irgendwo horizontal hingelegt sind sie für die Tiere uninteressant.
Vermehrung
Am einfachsten gelingt die Vermehrung der Feld-Mannstreu mit ihren reichlich gebildeten Samen, die Du im Herbst sammeln (oder im Gartenhandel kaufen) kannst. Die Kaltkeimer bringst Du am besten im Herbst an einer geeigneten Stelle im Garten aus; gegebenenfalls kannst Du sie bei warmen Wintern sicherheitshalber im kalten Gemüsefach des Kühlschranks oder im Gefrierfach stratifizieren, damit sie im zeitigen Frühjahr ausgebracht sicher keimen.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für trocken, sonnig und nährstoffarm ist die Feld-Mannstreu wie geschaffen für den trockenen Steingarten oder Steppengarten, für Staudenrabatten und Blumenbeete. Getrocknete Exemplare sind mit ihren ungewöhnlichen Blütenständen auch als Trockenblumen für die Vase beliebt.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten werden Dir bei der äußerst renitenten Feld-Mannstreu nur selten Probleme bereiten; die Pflanzen sind hart im Nehmen, und noch nicht einmal Schnecken interessieren sich für die stacheligen Biester.
Ökologie
- Die natürlichen Vorkommen der Feld-Mannstreu – trockene Wiesen, Hänge und Felsen mit nährstoffarmen Substraten – sind im Schwinden begriffen, sodass die Pflanze auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als besonders geschützt steht. Auch die Entnahme der hübschen Trockenblumen aus der Natur hat sicherlich zu ihrer Gefährdung mit beigetragen.
- Die dornige Bewehrung soll hungrige Tiere von den für die Reproduktion wichtigen Blütenständen fernhalten.
- Der Nektar ist in den kleinen Blüten nicht allzu tief verborgen; ein mindestens zwei Millimeter langer Rüssel reicht aus. Daher gelten Bienen und Schmetterlinge als Hauptbestäuber.
- Auch Fliegen finden sich reichlich an den Blüten der Fels-Mannstreu ein, aber mit ihren kurzen Saugwerkzeugen gelangen sie nicht bis an den Nektar. Stattdessen nehmen sie mit dem Pollen vorlieb.
- 33 Wildbienen, davon sieben auf diese Pflanze spezialisierte, holen sich hier Pollen zur Versorgung des Nachwuchses. Davon sind einige vom Aussterben bedroht wie die Mannstreu-Seidenbiene Colletes hylaeiformis, die Fahlbeinige Kielsandbiene Andrena pallitarsis und die Große Möhren-Sandbiene Adrena nuptialis.
- Das Grün als Raupenfutter nutzen trotz der Stacheln die Larven des Ziest-Glasflüglers Chamaesphecia dumonti und die Rindengraue Erdeule Agrotis clavis; der ebenfalls interessierte Rotbindige Samtfalter Arethusana arethusa gilt in Deutschland als verschollen, und auch in Österreich, Frankreich und Spanien wird er immer seltener.
- Die Verbreitung der Achänen übernimmt der Wind.
Ein kurioser Parasit der Feld-Mannstreu ist ein Sommerwurzgewächs (Orobanchaceae), die inzwischen äußerst seltene Amethyst-Sommerwurz Orobanche amethystea. Sie hat selbst kein Chlorophyll und ist vollkommen auf ihre Wirtspflanze angewiesen. Die Vollschmarotzer treiben von Mai bis Juli ihre charakteristischen Blütenstände: Diese Ähren haben einen rotbraunen unverzweigten Stängel, an dem oben leichenblasse zygomorphe Blüten erscheinen, die aus der Ferne an Orchideen erinnern.
Als Parasit ernährt sich ein Pilz von den absterbenden Wurzeln der Feld-Mannstreu, den wir mittlerweile bisweilen im Supermarkt sehen: Der Braune Kräuterseitling (Pleurotus eryngii) ist nicht streng auf Mannstreu-Wurzeln angewiesen, sondern wächst auch auf künstlichem Substrat. In der Kultur ist er etwas schwieriger zu handhaben als der häufiger angebotene Austernseitling.
Wissenswertes
- Die Feld-Mannstreu ist so ungewöhnlich, dass man sie mit zahlreichen regional gebräuchlichen Trivialnamen belegt hat, so auch Donnerdistel, Krausdistel, Brachdistel, Rolldistel, Mordwurz oder Orengel.
- Früher hat man die Wurzeln als Süßigkeit kandiert und gekocht oder geröstet als Gemüse gegessen.
- Als Heilpflanze war die Feld-Mannstreu bereits in der Antike bekannt. Sie wird von Dioskurides, Galen und Plinius d.Ä. als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden, Epilepsie, Lebererkrankungen und Menstruationsbeschwerden erwähnt. Zudem galt sie als harntreibend, hustenlösend und als Aphrodisiakum. Ähnlich äußerten sich auch die Autoren der Kräuterbücher des ausgehenden Mittelalters wie Hieronymus Bock, Lonicerus, Matthiolus und Otto Brunfels.
- Die Pflanzen enthalten wenig ätherisches Öl, Saponine und Gerbstoffe, die harntreibend, schleimlösend und krampflösend wirken.
- In der modernen Naturheilkunde und Phytotherapie spielt Eryngium campestre heute keine Rolle mehr.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner