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Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)
Quelle: Orchi, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Europäisches Alpenveilchen

Cyclamen purpurascens

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Zwiebel winterhart giftig lange Blühzeit
  • Heimische Knollenpflanze
  • Bildet flache Horste
  • Herzförmige immergrüne Blätter mit hellerer Zeichnung
  • Duftende rosa Blüten
  • Giftig, als Heilpflanze eingesetzt
  • Für Steingarten oder den Rand von Gehölz
  • Als Bodendecker einsetzbar
  • Steht unter Naturschutz
  • Pollenlieferant für die Gewöhnliche Schmalbiene
  • Winterhart und wintergrün
🏡 Standort
Licht: Sonne bis Halbschatten
Boden: durchlässig bis normal
Wasser: frisch
Nährstoffe: nährstoffreicher Boden
Kübel/Balkon geeignet: ja
Verträgt Wurzeldruck: ja, zur Unterpflanzung von Bäumen geeignet

Thematisch passende Pflanzen:

🌱 Wuchs
Pflanzenart: Zwiebel
Wuchs: flach, horstig
Höhe: 5 - 15 cm
Breite: 10 - 20 cm
frostverträglich: bis -28 °C (bis Klimazone 5)
Wurzelsystem: Zwiebel

Thematisch passende Pflanzen:

🌼 Blüte
Blütenfarbe: rosa
Blühzeit:
j
f
m
a
m
j
j
a
s
o
n
d
Blütenform: halbgefüllt
🍃 Laub
Blattfarbe: dunkelgrün
Blattphase: wintergrün
Blattform: herzförmig
🐝 Ökologie
Bestandssituation (Rote Liste): sehr selten
Gefährdung (Rote Liste): gefährdet
Wildbienen: 1 (Nektar und/oder Pollen, davon keine spezialisiert)
Raupen: 1 (davon keine spezialisiert)
🌐 Einheimische Verbreitung

Bitte beachte, dass die angezeigte Verbreitung auf der Karte lediglich als grobe Orientierungshilfe dienen soll. Für eine detailliertere Darstellung und mehr Informationen zur Verbreitung besuche doch gern floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage: kollin (100m-300m1 / 300m-800m)2
bis
montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
ist giftig: Blätter, Knolle giftig
Pflanzen je ㎡: 8
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Heidekrautartige
Familie: Primelgewächse
Gattung: Alpenveilchen
Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Europäisches Alpenveilchen?

Das Europäische Alpenveilchen ist eine ausdauernde Staude, die mit ihren aufragenden eine Wuchshöhe von nur 15 Zentimetern erreicht. Es ist die heimische Verwandte des als Zimmerpflanze beliebten Zimmer-Alpenveilchens Cyclamen persicum, das nicht wie der Name vermuten lässt in Persien, sondern im östlichen Mittelmeerraum beheimatet ist. Im Gegensatz zu diesem ist das Europäische Alpenveilchen bei uns heimisch und winterhart.

Auch mit den Veilchen hat das Alpenveilchen nichts zu tun, denn es gehört zur Familie der Primelgewächse (Primulaceae) und ist näher mit Schlüsselblumen verwandt als mit Stiefmütterchen. Richtig benannt ist hingegen sein Vorkommen in den Alpen und dem Alpenvorland; es ist vor allem in den Süd- und Ostalpen bis zum Balkan zu finden. Dort wächst es auf kalkhaltigen Böden von schattigen und artenreichen Mischwäldern bis in eine Höhe von 2000 Metern.

Charakteristisch ist die knapp auf Bodenniveau wachsende Knolle, die oft fälschlicherweise als Zwiebel angesehen wird. Sie ist scheibenförmig mit den Wurzeln auf der Unterseite und dient als Überdauerungsorgan, mit dem die Pflanze den Winter übersteht. Aus ihr erheben sich lang gestielte Blätter mit nieren- bis herzförmigem Umriss und einem schwach gezähnten Rand. Die Oberseite ist dunkelgrün mit hell-silbrigen Streifen und Flecken, die Unterseite hingegen deutlich heller oder wesentlich öfter in der Sonne rötlich gefärbt.

Die unverkennbaren nickenden Blüten erscheinen endständig an langen unbeblätterten, meist rötlichen und leicht behaarten Blütenstielen; sie sind fünfzählig kleinen behaarten Kelchblättern und großen zurückgeschlagenen, karminroten Kronblättern, die am Grund zu einer kurzen Kronröhre verwachsen sind. Ätherische Öle machen sie wohlriechend; aus ihnen entwickeln sich kugelige Kapseln, die sich oben mit einer Klappe öffnen und die zahlreichen bernsteinfarbenen Samen entlassen.

Der Duft der Blüten des Alpenveilchens erinnert ebenfalls keineswegs an Veilchen, sondern eher an den von Maiglöckchen (Convallaria majalis).

Europäisches Alpenveilchen im Garten

Quelle: Aleksandr Naumenko/shutterstock.com

Standort

Das Europäische Alpenveilchen bevorzugt einen durchlässigen nährstoffreichen Boden mit nicht zu viel Sonne oder Halbschatten, gerne steinig und mit reichlich Kalk. Es sollte möglichst gleichbleibende Feuchtigkeit bekommen, um gut zu wachsen; sommerliche Trockenheit ist ebenso wenig förderlich wie Staunässe, die es schnell und zuverlässig umbringt. Die Knollen des hübschen Alpenbewohners sind winterhart bis -28 °C.

Schnitt

Zu schneiden gibt es beim Alpenveilchen nichts; die im Herbst vertrocknenden Blätter verrotten sehr schnell, sodass Du Dich nicht um sie zu kümmern brauchst. Ansonsten ist es im Gegensatz zu den meisten anderen Cyclamen-Arten immergrün.

Vermehrung

Sich selbst vermehrt das Europäische Alpenveilchen mit seinen Samen. Die Früchte reifen erst im Juli und August des Folgejahres und sind meist von Blättern und Laub bedeckt; das begünstigt ihre Keimung, denn sie sind Dunkelkeimer. Ebenso kannst Du die Knollen ausgraben und verpflanzen, am besten gegen Ende des Sommers, sodass sie sich bis zum Winter erfolgreich an ihrem neuen Standort etablieren können.

Verwendung

Mit seiner Vorliebe für Sonne oder Halbschatten und nährstoffreiche Böden empfiehlt sich das Europäische Alpenveilchen für den Steingarten und als Unterwuchs für den Gehölzrand. Ebenso lässt es sich auf Balkon oder Terrasse in Kübel und Kästen halten.

Die Knollen treiben im Frühjahr übrigens ähnlich wie die Zwiebeln von Hyazinthen auch ohne Erde aus.

Schädlinge

Mit Schädlingen und Krankheiten hat der äußerst robuste Alpenbewohner nichts zu tun; die meisten ungebetenen Gäste wie Schnecken hält es sich mit seinen hochwirksamen Giften vom Leib.

Ökologie

Nektar bilden die Blüten des Europäischen Alpenveilchens nur spärlich, dafür aber Pollen. Bestäubt wird es in erster Linie von Hummeln, oder es verlässt sich auf Selbstbestäubung. Der Gewöhnlichen Schmalbiene Lasioglossum purpurascens dient es als Futterlieferant für die Brut.

Die Verbreitung der Samen übernehmen Ameisen, für die das ölreiche Elaiosom eine besondere Leckerei darstellt.

Das Europäische Alpenveilchen ist mittlerweile selten geworden; daher gilt es als besonders geschützt und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Wissenswertes

  • Im Alpenraum hat das auffällige Kräutchen viele Namen, wie etwa Hasenohr, Saubrot oder Schweinskraut, Zyklame oder Erdscheibe. Früher pflanzte man es dort auch in den Hausgarten, um böse Geister abzuwenden.

  • Das Europäische Alpenveilchen ist hochgiftig; es enthält eine Reihe von Glykosiden und Triterpen-Saponinen wie Cyclamin, das die roten Blutkörperchen auflöst (Hämolyse). Bereits 300 Milligramm der Knolle sind für einen Erwachsenen toxisch, höhere Dosen führen zum Tod durch Atemlähmung. Die Wirkung bleibt auch nach dem Trocknen erhalten.
  • Zudem wurden die Knollen früher als Abtreibungsmittel missbraucht – in Anbetracht der Giftigkeit ein äußerst riskantes Verfahren.
  • Auch für Tiere sind Alpenveilchen giftig. Lediglich Schweine vergreifen sich bisweilen an den nahrhaften Knollen und sind nicht ganz so empfindlich wie Hund oder Katze und Schaf oder Ziege.
  • Besonders sensibel reagieren Fische – sie werden bereits von kleinen Mengen betäubt. Im Mittelalter wurde es als „Tollköder“ verwendet, heute ist die äußerst effiziente Methode in etwa so geächtet wie Dynamitfischen.

  • Dessen ungeachtet ist das Europäische Alpenveilchen eine alte Heilpflanze, die bereits in der Antike verwendet wurde. Dioskurides beschreibt es als Mittel gegen Schlangenbisse, Augenleiden und Gicht, Hippokrates als menstruationsregulierend und wurmtreibend. Ähnlich äußern sich die Autoren der Kräuterbücher des späten Mittelalters wie Lonicerus, Leonhart Fuchs und Matthiolus.
  • Heute wird es wegen seiner unberechenbaren Giftigkeit in der Naturheilkunde und Phytotherapie nicht mehr genutzt. Eine Ausnahme macht die Homöopathie, die aus den Knollen eine Urtinktur für die Herstellung von Cyclamen-Globuli Sie sollen gegen Kopfschmerzen und Migräne, Augenkrankheiten, Rheuma, Arthritis und Hämorrhoiden helfen.
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Fotos (4)

Gesamte Pflanze Europäisches Alpenveilchen
Quelle: Orchi, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Blatt Europäisches Alpenveilchen
Quelle: Dominicus Johannes Bergsma, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Blüte Europäisches Alpenveilchen
Quelle: H. Zell, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gesamte Pflanze Europäisches Alpenveilchen
Quelle: Aleksandr Naumenko/shutterstock.com

Wert für Insekten und Vögel

Europäisches Alpenveilchen ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen

Wildbienen insgesamt:
0
Nektar und/oder Pollen
Raupenarten:
0

Wildbienenarten

Schmetterlingsarten

Blumenzwiebeln

Themen

Giftpflanzen
Josie Elias/shutterstock.com
Blumenzwiebeln
barmalini/shutterstock.com
Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Markus Wichert
Markus Wichert Naturgärtner
Thomas Puhlmann
Thomas Puhlmann Balkongärtner
Sebastian Hadj Ahmed
Sebastian Hadj Ahmed Balkongärtner
Stand:
06.12.2023