Was ist Europäisches Alpenveilchen?
Das Europäische Alpenveilchen ist eine ausdauernde Staude, die mit ihren aufragenden eine Wuchshöhe von nur 15 Zentimetern erreicht. Es ist die heimische Verwandte des als Zimmerpflanze beliebten Zimmer-Alpenveilchens Cyclamen persicum, das nicht wie der Name vermuten lässt in Persien, sondern im östlichen Mittelmeerraum beheimatet ist. Im Gegensatz zu diesem ist das Europäische Alpenveilchen bei uns heimisch und winterhart.
Auch mit den Veilchen hat das Alpenveilchen nichts zu tun, denn es gehört zur Familie der Primelgewächse (Primulaceae) und ist näher mit Schlüsselblumen verwandt als mit Stiefmütterchen. Richtig benannt ist hingegen sein Vorkommen in den Alpen und dem Alpenvorland; es ist vor allem in den Süd- und Ostalpen bis zum Balkan zu finden. Dort wächst es auf kalkhaltigen Böden von schattigen und artenreichen Mischwäldern bis in eine Höhe von 2000 Metern.
Charakteristisch ist die knapp auf Bodenniveau wachsende Knolle, die oft fälschlicherweise als Zwiebel angesehen wird. Sie ist scheibenförmig mit den Wurzeln auf der Unterseite und dient als Überdauerungsorgan, mit dem die Pflanze den Winter übersteht. Aus ihr erheben sich lang gestielte Blätter mit nieren- bis herzförmigem Umriss und einem schwach gezähnten Rand. Die Oberseite ist dunkelgrün mit hell-silbrigen Streifen und Flecken, die Unterseite hingegen deutlich heller oder wesentlich öfter in der Sonne rötlich gefärbt.
Die unverkennbaren nickenden Blüten erscheinen endständig an langen unbeblätterten, meist rötlichen und leicht behaarten Blütenstielen; sie sind fünfzählig kleinen behaarten Kelchblättern und großen zurückgeschlagenen, karminroten Kronblättern, die am Grund zu einer kurzen Kronröhre verwachsen sind. Ätherische Öle machen sie wohlriechend; aus ihnen entwickeln sich kugelige Kapseln, die sich oben mit einer Klappe öffnen und die zahlreichen bernsteinfarbenen Samen entlassen.
Der
Duft der Blüten des Alpenveilchens erinnert ebenfalls keineswegs an Veilchen, sondern eher an den von
Maiglöckchen (
Convallaria majalis).
Europäisches Alpenveilchen im Garten

Quelle: Aleksandr Naumenko/shutterstock.com
Standort
Das Europäische Alpenveilchen bevorzugt einen durchlässigen nährstoffreichen Boden mit nicht zu viel Sonne oder Halbschatten, gerne steinig und mit reichlich Kalk. Es sollte möglichst gleichbleibende Feuchtigkeit bekommen, um gut zu wachsen; sommerliche Trockenheit ist ebenso wenig förderlich wie Staunässe, die es schnell und zuverlässig umbringt. Die Knollen des hübschen Alpenbewohners sind winterhart bis -28 °C.
Schnitt
Zu schneiden gibt es beim Alpenveilchen nichts; die im Herbst vertrocknenden Blätter verrotten sehr schnell, sodass Du Dich nicht um sie zu kümmern brauchst. Ansonsten ist es im Gegensatz zu den meisten anderen Cyclamen-Arten immergrün.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt das Europäische Alpenveilchen mit seinen Samen. Die Früchte reifen erst im Juli und August des Folgejahres und sind meist von Blättern und Laub bedeckt; das begünstigt ihre Keimung, denn sie sind Dunkelkeimer. Ebenso kannst Du die Knollen ausgraben und verpflanzen, am besten gegen Ende des Sommers, sodass sie sich bis zum Winter erfolgreich an ihrem neuen Standort etablieren können.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für Sonne oder Halbschatten und nährstoffreiche Böden empfiehlt sich das Europäische Alpenveilchen für den Steingarten und als Unterwuchs für den Gehölzrand. Ebenso lässt es sich auf Balkon oder Terrasse in Kübel und Kästen halten.
Die Knollen treiben im Frühjahr übrigens ähnlich wie die Zwiebeln von Hyazinthen auch ohne Erde aus.
Schädlinge
Mit Schädlingen und Krankheiten hat der äußerst robuste Alpenbewohner nichts zu tun; die meisten ungebetenen Gäste wie Schnecken hält es sich mit seinen hochwirksamen Giften vom Leib.
Ökologie
Nektar bilden die Blüten des Europäischen Alpenveilchens nur spärlich, dafür aber Pollen. Bestäubt wird es in erster Linie von Hummeln, oder es verlässt sich auf Selbstbestäubung. Der Gewöhnlichen Schmalbiene Lasioglossum purpurascens dient es als Futterlieferant für die Brut.
Die Verbreitung der Samen übernehmen Ameisen, für die das ölreiche Elaiosom eine besondere Leckerei darstellt.
Das Europäische Alpenveilchen ist mittlerweile selten geworden; daher gilt es als besonders geschützt und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Wissenswertes
- Im Alpenraum hat das auffällige Kräutchen viele Namen, wie etwa Hasenohr, Saubrot oder Schweinskraut, Zyklame oder Erdscheibe. Früher pflanzte man es dort auch in den Hausgarten, um böse Geister abzuwenden.
- Das Europäische Alpenveilchen ist hochgiftig; es enthält eine Reihe von Glykosiden und Triterpen-Saponinen wie Cyclamin, das die roten Blutkörperchen auflöst (Hämolyse). Bereits 300 Milligramm der Knolle sind für einen Erwachsenen toxisch, höhere Dosen führen zum Tod durch Atemlähmung. Die Wirkung bleibt auch nach dem Trocknen erhalten.
- Zudem wurden die Knollen früher als Abtreibungsmittel missbraucht – in Anbetracht der Giftigkeit ein äußerst riskantes Verfahren.
- Auch für Tiere sind Alpenveilchen giftig. Lediglich Schweine vergreifen sich bisweilen an den nahrhaften Knollen und sind nicht ganz so empfindlich wie Hund oder Katze und Schaf oder Ziege.
- Besonders sensibel reagieren Fische – sie werden bereits von kleinen Mengen betäubt. Im Mittelalter wurde es als „Tollköder“ verwendet, heute ist die äußerst effiziente Methode in etwa so geächtet wie Dynamitfischen.
- Dessen ungeachtet ist das Europäische Alpenveilchen eine alte Heilpflanze, die bereits in der Antike verwendet wurde. Dioskurides beschreibt es als Mittel gegen Schlangenbisse, Augenleiden und Gicht, Hippokrates als menstruationsregulierend und wurmtreibend. Ähnlich äußern sich die Autoren der Kräuterbücher des späten Mittelalters wie Lonicerus, Leonhart Fuchs und Matthiolus.
- Heute wird es wegen seiner unberechenbaren Giftigkeit in der Naturheilkunde und Phytotherapie nicht mehr genutzt. Eine Ausnahme macht die Homöopathie, die aus den Knollen eine Urtinktur für die Herstellung von Cyclamen-Globuli Sie sollen gegen Kopfschmerzen und Migräne, Augenkrankheiten, Rheuma, Arthritis und Hämorrhoiden helfen.