Was ist Japanische Zierquitte?
Japanische Zierquitte, Japanische Scheinquitte, Japanische Quitte oder Feuerbusch (Chaenomeles japonica) ist mit der Quitte nahe verwandt – beide gehören zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Die kleinfrüchtigere Variante stammt, wie der Name bereits verrät, aus Fernost, insbesondere Japan und China, und wird bei uns als Zierstrauch gepflanzt. In ihrer Heimat wächst sie bevorzugt an Waldrändern und in Gebüschen.
Chaenomeles japonica bildet 80-150 Zentimeter hohe, sparrig aufrechte oder niederliegende, breit buschig wachsende Sträucher, bei denen sich ein Teil der Triebe über den Boden ausbreitet, der Rest aufstrebt. Dornen finden sich bei der Wildart häufig an den Ästen, ebenso an den Zweigen des Vorjahres Warzen und den jüngsten ein dichter Filz, der aber bald vergeht.
Die sommergrünen Blätter der Japanischen Zierquitte sind 3-5 Zentimeter lang, verkehrt-eiförmig bis rundlich, oberseits glänzend mittelgrün und unterseits matt und etwas heller, mit einem gekerbten Rand. Getragen werden sie von einem 3-5 Millimeter langen Blattstiel. An den Langtrieben finden sich am Grund der Blattstiele ungewöhnlich große Nebenblätter; sie sind nierenförmig, einen Zentimeter lang und 1-2 Zentimeter breit, mit einem gezähnten Rand.
Die schalenförmigen, 3-4 Zentimeter breiten Blüten erscheinen zusammen mit dem Laubaustrieb im März und April in großer Zahl und überziehen in dichten Büscheln zu 2-5 Exemplaren die Zweige direkt am Holz. Sie sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, sternförmig und zwittrig. Die grünen Kelchblätter sind an der Basis miteinander verwachsen, die Kronblätter glänzend ziegelrot und umgeben die in zwei Kreisen stehenden 40-60 goldgelben Staubblätter in ihrer Mitte. Der Stempel besteht aus fünf an der Basis miteinander verwachsenen Griffeln und ist wenig länger als die Staubblätter.
Aus den Blüten entwickeln sich im Herbst 2-7 Zentimeter große runde oder birnförmige Apfelfrüchte mit einer ledrigen, anfangs grünen und in der Reife grünlichgelb mit orange Punkten und sonnenseits rot gefärbten Schale, die von einem dichten Filz überzogen ist. Sie riechen deutlich aromatisch und sind essbar. In ihrem Inneren befinden sich zahlreiche braune Samen in einem Kerngehäuse ähnlich wie bei Apfel und Birne.
Japanische Zierquitte im Garten
Standort
Die Japanische Zierquitte ist vor allem deshalb so beliebt, weil sie ebenso dekorativ wie pflegeleicht ist – sie nimmt mit so ziemlich jeder durchschnittlichen sauren bis neutralen Gartenerde vorlieb. Lediglich auf kalkhaltigem Grund wächst sie nur langsam. Am liebsten ist ihr ein frischer bis mäßig trockener, durchlässiger, nährstoffreicher und humoser, leicht sandiger Boden mit Sonne oder Halbschatten. Je mehr Sonne sie bekommt, desto reichhaltiger blüht sie und umso mehr Früchte werden gebildet. Hast Du sie einmal in Deinem Garten angesiedelt solltest Du möglichst wenig unter ihnen und in ihrer unmittelbaren Umgebung graben – ein Teil der Wurzeln verläuft dicht unterhalb der Oberfläche und mag solche Eingriffe nicht.
Schnitt
Am besten schneidest Du die Japanische Zierquitte nur so viel wie unbedingt nötig – die Blüten erscheinen am alten Holz, sodass jeder Rückschnitt auf Kosten der Blütenpracht kommender Jahre geht. Nur wenn die Sträucher zu sehr vergreisen solltest Du mal vorsichtig zur Heckenschere greifen. Sie sind also extrem pflegeleicht.
Dessen ungeachtet solltest Du bei veredelten Exemplaren darauf achten, dass sich die bodennahen Triebe, die aus der Unterlage wachsen, nicht allzu sehr breitmachen. Du erkennst sie spätestens daran, dass sie etwas anders blühen als erwartet oder andere Blätter entwickeln als der Rest des Edelreises. Ein paar davon schaden zwar nicht, aber auf Dauer können sie die Reiser der aufgesetzten Sorte überwachsen.
Vermehrung
Die Wildart lässt sich problemlos mithilfe von Samen vermehren; die Aussaat des Kaltkeimers benötigt aber unbedingt eine Kälteperiode, damit sie aufgeht. Sorten lassen sich wie üblich nur vegetativ vermehren. Stecklinge und Steckhölzer von halbverholzten Trieben oder Absenker der veredelten Exemplare wachsen allerdings bisweilen nicht ganz so kräftig wie die wilden; in der Regel hat es durchaus einen Sinn, dass man sie auf eine wüchsigere Unterlage pfropft.
Verwendung
Wegen ihrer leuchtend roten Blüten – der Name Feuerstrauch kommt nicht von ungefähr – gehört die Japanische Zierquitte zu den beliebtesten Ziersträuchern. Sie ist nicht ganz so rauchhart wie die nahe verwandte Chinesische Zierquitte (Chaenomeles speciosa), kommt aber ebenfalls recht gut mit dem rauen Stadtklima und seinen Abgasen zurecht.
Man pflanzt sie im Garten als einzelne Hecke oder in kleinen Gruppen, gerne auch an Mauern. Ihre feuerroten Blüten geben einen wunderbaren Hintergrund für damit kontrastierende Frühblüher wie Tulpen, Narzissen und Traubenhyazinthen. Besonders spektakulär ist der Kontrast zu gelb blühenden Forsythien.
Insbesondere die kleinerbleibenden Sorten sind auch als Kübelpflanzen für Balkon und Terrasse geeignet. Nicht zu unterschätzen: Mit ihren roten Blüten und dem sparrigen Wuchs ist die Japanische Zierquitte auch als Bonsai sehr beliebt, insbesondere die ohnehin klein bleibende Sorte ‚Hime‘, die stark verzweigt und kleine, tiefrote Blüten bildet.
Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist die Japanische Zierquitte recht robust und widerstandsfähig und hat selten etwas mit Krankheiten oder Schädlingen zu tun. Nur Blattläuse sind an den frischen Trieben oft Dauergäste, und auch Schildläuse können sich an den Zweigen einfinden. Andere ungebetene Gäste sind Pilzerkrankungen wie Mehltau, Gelbfleckenkrankheit und Rostpilze; in eher seltenen Fällen kann auch der gefährliche Feuerbrand auftreten.
Ökologie
Die Japanische Zierquitte ist wohl das beste Beispiel dafür, dass nicht jeder Exot in unseren Gärten eine ökologische Nullnummer sein muss. Sobald sich ihre Blüten im zeitigen Frühjahr öffnen werden sie von einer Vielzahl von Insekten besucht. Nektar und Pollen sind so leicht erreichbar, dass neben Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen sowie Schmetterlingen auch kurz berüsselte Insekten wie Fliegen, Schwebfliegen und Käfer zu einer Mahlzeit kommen. Die Pflanzen sind streng selbstinkompatibel, können sich also nicht selbst bestäuben und brauchen dafür ein zweites Exemplar als Pollenspender in der Nähe.
Die Apfelfrüchte sind bei Vögeln sehr beliebt, zumal sie auch im Winter lange am Strauch bleiben. Die Büsche selber geben mit ihren wenigen, aber wehrhaften Dornen ein ausgezeichnetes Vogelschutzgehölz, in dem sich die Tiere gut verstecken und gegebenenfalls auch Nester bauen können. Ähnliches gilt auch für Kleinsäuger, die hier ebenso Unterschlupf und Nahrung finden. Sie alle sorgen auch für die Verbreitung der Samen, die entweder beim Zerlegen der Früchte in der Umgebung verteilt werden oder den Umweg über den Verdauungstrakt machen.
Wissenswertes
Woher kommt der Name Chaenomeles?
Ob mit A oder mit O: Bisweilen läuft die Japanische Zierquitte nicht unter Chaenomeles japonica, sondern unter Choenomeles japonica. Oder unter Chaenomeles maulei. Der erste Europäer, der sich näher mit den Pflanzen befasste, war der schwedische Naturforscher Carl Peter Thunberg (1743-1828), der die japanische kusa-boke 1784 in seiner Flora japonica als exotische Birne Pyrus japonica beschrieb. Später wanderte sie in die Gattung Cydonia, also Quitte, und letztlich stellte der britische Botaniker John Lindley (1799-1865) in eine eigene Gattung Chaenomeles. Bei dem neuen Gattungsnamen übernahm er Thunbergs irrige Annahme, dass die Frucht bei der Reife in fünf Teile zerfallen sollte: im Griechischen bedeutet chaenein spalten, melea Apfelbaum – daraus wurde Chaenomeles.
Essbare Zierquitten mit leicht giftigen Kernen
Die kleinen Früchte sehen nicht nur so aus und duften so ähnlich, sie sind auch gekocht genauso essbar wie die der Quitte – nur rentiert es sich normalerweise kaum sie zu verwerten und sie sind deutlich herber als ihre großen Verwandten. Sie sind ebenso steinhart und herb, sodass man sie zum Genuss kocht. In der Ukraine pflanzt man Zierquitte seit 1913, im Baltikum seit den 1970er Jahren auch wegen ihrer Frucht, und hier findet man diese auch bisweilen auf Märkten. Giftstoffe finden sich nur in den Samen – also genauso wie bei Apfel und Birne. Sie gelten als leicht giftig, und man müsste schon gewaltige Mengen davon verzehren, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen.
Zierquitten machen Quittengelee noch leckerer
Wer auch Quitten im Garten hat kann Zierquitten bei der Herstellung von Quittengelee und Quittenbrot oder Quittenkompott untermischen. Tipp: Ein Teil Zierquitte, drei Teile Quitte machen das Quittengelee besonders aromatisch und schmackhaft! Man kann sie auch gut eine Weile aufheben – im Gemüsefach des Kühlschranks halten sie sich gegebenenfalls viele Wochen. Bei anderen Marmeladen kann man das reichlich vorhandene Pektin ähnlich wie Apfelpektin oder grüne Äpfel zum Verfestigen einsetzen, und die beliebte Sorte ‚Cido‘ gibt einen besonders aromatischen und leicht säuerlichen Geschmack. Neben Pektin und Aromastoffen enthalten die Quittenfrüchte übrigens auch reichlich Ballaststoffe sowie organische Säuren wie Ascorbinsäure (Vitamin C: 0,5-1 g/kg) und Zitronensäure.
Sorten und Hybriden wie Sand am Meer
Eine so beliebte Zierpflanze weist so gut wie immer eine große Zahl von Sorten und Hybriden auf, da macht die Japanische Zierquitte keine Ausnahme. Bereits 1963 führte der französische Botaniker Claude Weber (1922-2011) über 500 Sorten von Japanische Quitte auf. Im Gartenhandel findet man daher inzwischen die Wildart Chaenomeles japonica selbst eher selten – wesentlich öfter werden die noch wüchsigere und noch pflegeleichtere Chinesische Zierquitte Chaenomeles speciosa, ihre Hybriden und die zahlreichen Sorten angeboten. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich in ihrer Wuchsform, Größe und der Bewaffnung mit Dornen. Die meisten sind kleiner und weniger stachelig als die Wildart.