Was ist Strand-Grasnelke?
Strand-Grasnelke oder Gewöhnliche Grasnelke (Armeria maritima) gehört zur Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae) und wächst bevorzugt an den Küsten der nördlichen Hemisphäre, wohingegen man sie im Binnenland nur höchst selten an salzigen Stellen antrifft. Die 5-20 Zentimeter hohen ausdauernden krautigen Pflanzen finden sich auf Graudünen, Salzwiesen, sauren Sand- und Silikat-Trockenrasen, Felsfluren oder in trockenen Kiefernwäldern.
Die Stauden bilden kleine Gruppen mit einzelnen unverzweigten, steif aufrechten und oft flaumig behaarten Stängeln, die einem geraden Rhizom entspringen. Ihre dunkelgrünen grasartigen, 1-3 Millimeter breiten Blätter stehen in grundständigen Rosetten und sind linealisch, mit 1-3 Blattnerven, leicht fleischig und ebenso behaart oder zumindest am Rand bewimpert. Die Blattscheide ist 1-2 Zentimeter lang.
Die duftenden Blüten stehen in kompakten runden 2-3 Zentimeter großen Köpfchen am Ende der Stängel. Ihre bleichen, stumpfen oder zugespitzen äußeren Hüllblätter sind mit 4-8 Millimetern nicht so lang wie der Blütenkopf. Die Hochblatthülle ist 1-2 Zentimeter lang, die dreieckig gezähnten, oft lang behaarten Kelchblätter sind zu einer 5-7 Millimeter langen Röhre verwachsen. Die Kronblätter sind rosa, rot oder purpurfarben, selten weiß. In den trockenen, vom Kelch umhüllten kapselartigen Früchten stecken zwei Millimeter lange länglich-eiförmige Samen; sie sind glatt und glänzend dunkelbraun bis schwarz.
Strand-Grasnelke im Garten
Standort
Die Strand-Grasnelke bevorzugt einen sandigen, felsigen, kiesigen oder tonhaltigen, basenreichen Boden, der gut durchlässig sein sollte. Sie braucht möglichst viel Sonne und ist vollkommen frosthart.
Schnitt
Entfernt man regelmäßig die abgeblühten Köpfchen, so blühen die Strand-Grasnelken noch etwas dankbarer. Manchmal ist es hilfreich, ältere Teile der Stauden zu entfernen, um die Blühfreudigkeit zu erhöhen; meist ist das nach drei oder vier Jahren der Fall.
Vermehrung
Die Samen kann man im Herbst oder Frühling direkt an Ort und Stelle im Garten aussäen. Vor der Aussaat sollte man die Samen einige Stunden in Wasser quellen lassen. Im Frühjahr kann man die Bestände teilen und im Sommer Stecklinge von halbverholzten grundständigen Trieben abnehmen. Die Rhizome wachsen nur relativ langsam, bilden aber mit der Zeit dichte Teppiche.
Verwendung
Mit ihrem kompakten Wuchs und den hübschen Blüten ist die Strand-Grasnelke wie geschaffen für den Steingarten oder für den Vordergrund von Blumenbeeten und Rabatten. Die Blüten lassen sich auch gut als Schnittblumen verwenden.
Schädlinge
Die Strand-Grasnelke ist recht robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Bisweilen treten Blattläuse und Spinnmilben auf. Der Rostpilz Uromyces armeriae bildet unschöne Flecken auf den Blättern.
Ökologie
Die Strand-Grasnelke pflegt zur Verhinderung der Selbstbestäubung einen komplizierten Blüten-Dimorphismus, indem sie zwei Größen von Pollenkörnern bildet, die nur auf passende Narben übertragen befruchten können. Die Übertragung erfolgt durch eine Vielzahl von Insekten, die im Sommer reichlich zu Gast sind.
Die Blätter der Strand-Grasnelke nutzen die Raupen von Salzwiesen-Kleinspanner (Scopula emutaria) und Grasnelken-Glasflügler (Synansphecia muscaeformis) als Futter. Als Wirtspflanze ist sie auch bei den Larven verschiedener Käfer begehrt, wie des Rüsselkäfers Sibinia sodalis und des Blattkäfers Cryptocephalus fulvus sowie ausgewachsenen Wanzen der Art Beosus maritimus.
Wissenswertes
Die Strand-Grasnelke ist sehr formenreich und bildet zahlreiche Unterarten, die zum Teil auch als eigenständige Arten geführt werden, wie die Bonnier-Grasnelke (ssp. elongata), Galmei-Grasnelke (ssp. halleri) und Purpur-Grasnelke (ssp. purpurea). Sie beziehen sich häufig mehr auf die ökologischen Präferenzen als auf spezielle morphologische Merkmale. Einige der lokalen Endemiten im Binnenland wachsen unter anderem im Fichtelgebirge und bei Eisleben.
Dort verträgt sie nicht nur jede Menge Salz im Boden, sondern kommt auch mit Schwermetallen erstaunlich gut zurecht – sie blüht tapfer selbst auf giftigen Abraumhalden mit reichlich Blei, Zink und Cadmium. Die Schwermetall-Ionen sammeln sich in Apoplasten und Vakuolen der Wurzeln, um die anderen Pflanzenteile davor zu schützen; eines Überschusses entledigen sich die Pflanzen durch die Einlagerung in verwelkende Blätter.
Auf der Roten Liste wird sie als vom Aussterben bedroht geführt. Von der variablen Pflanze bekommt man im Gartenfachhandel eine Vielzahl von Sorten, die sich in der Farbe und Größe der Blütenköpfe unterscheiden.
Als Futterpflanze spielt die Strand-Grasnelke beispielsweise auf Salzwiesen eine untergeordnete Rolle; ansonsten ist sie nicht nur fürs Vieh genießbar, sondern auch für den Menschen essbar. Blätter und Rhizome sind gekocht essbar – man sollte sie allerdings aus besagten Gründen nicht von belasteten Böden sammeln.
In der Naturmedizin spielt die Grasnelke nur eine untergeordnete Rolle; man sagt ihr antiseptische Eigenschaften nach, aber sie soll äußerlich angewendet auch Hautreizungen verursachen. Einen Tee verwendete man früher gegen Adipositas, Harnwegsentzündungen und Epilepsie.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner