Felsenbirne: Ist die Frucht essbar?
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Felsenbirne: Ist die Frucht essbar?


Sind Felsenbirnen eigentlich Birnen?

Klares NeinFelsenbirnen (Amelanchier spec.) gehören zwar genau wie die „normalen“ Birnen (Pyrus spec.) zu den Rosengewächsen (Rosaceae), sind aber wesentlich näher mit den Superfood-liefernden Aronien oder Apfelbeeren (Aronia spec.) und der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus spec.) wie Mehlbeere, Vogelbeere, Elsbeere und Speierling verwandt. Auch die Früchte sehen deutlich anders aus als Birnen: Beides sind Apfelfrüchte, aber bei der Felsenbirne stehen sie in Trauben, sind kugelig und etwa einen Zentimeter groß.

Wann sind die Früchte von Felsenbirne reif?

Früchte einer Felsenbirne
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Früchte einer Felsenbirne

Die ersten Früchte der Felsenbirnen erscheinen im Juni und Juli; reif werden sie je nach Witterung erst einige Zeit später bis in den August hinein. Daher nennt man sie im englischen Sprachraum Juneberry.

Je nach Art und Sorte von Amelanchier verfärben sie sich kräftig rotbraun oder dunkelrot bis fast schwarz und werden deutlich weicher. Mit der Ernte solltest Du so lange warten. Alle in einem Aufwasch zu pflücken wird ohnehin nicht funktionieren; wie Du anhand der Verfärbung sehen kannst werden sie nicht alle auf einmal reif, sondern nach und nach. Im Zweifelsfalle einfach mal probieren, dann findest Du schnell heraus, wie die Farbe aussehen muss.

Wenn Du mit dem Ernten zu lange wartest erledigt sich das Problem von selbst: Vögel wissen ganz genau, wann die Felsenbirnen reif sind und schnappen sie Dir vor der Nase weg ;-). Sei’s drum, die Sträucher sind nun mal nicht nur ein gutes Vogelschutzgehölz, sondern auch ein beliebtes Vogelnährgehölz.

Felsenbirne: Sind die Früchte essbar?

Früchte einer Felsenbirne
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Früchte einer Felsenbirne

Essbar auf jeden Fall, aber wie gut sie schmecken kommt auf die Art an. Als besonders schmackhaft gelten die Nordamerikaner – wenig verwunderlich, da die meisten Amelanchier-Arten hier beheimatet sind.

Essbare Felsenbirnen – die besten Sorten und Arten

Insgesamt gibt es je nach botanischer Lesart etwa 25 Arten von Amelanchier, die allesamt auf der nördlichen Hemisphäre vorkommen, mit einem deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in Nordamerika. Hinzu kommt eine ganze Reihe von Felsenbirnen-Sorten, bei denen Züchter neben einer möglichst attraktiven Herbstfärbung vor allem essbare Früchte und eine reichhaltige Ernte im Blick haben. Die meisten davon leiten sich von einer Handvoll nordamerikanischer Amelanchier-Arten ab:

Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) – wegen der tief dunkelroten bis blauschwarzen süßen und ungiftigen Früchte bezeichnet man sie in Norddeutschland auch als Rosinenstrauch oder Korinthenbaum: Die getrockneten Früchte dienen als Ersatz für die gedörrten Weinbeeren. Außer mit ihren schmackhaften rotvioletten bis dunkelpurpurnen Äpfelchen fällt sie im Garten durch ihre namensgebende leuchtend kupferfarbene Herbstfärbung auf. 
  • Als Obstlieferant ist vor allem die Felsenbirne ‚Prince William‘ (Amelanchier lamarckii ‚Prince William‘) beliebt.
Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia) mit purpurschwarzen bereiften Früchten. Unter der Bezeichnung Saskatoon wurden diese bereits von den amerikanischen Ureinwohnern frisch oder getrocknet verwendet, etwa als Saft, Bier oder zur Haltbarmachung und Aromatisierung von Pemmikan, einem kalorienreichen und haltbaren Notvorrat aus zerstoßenem Fleisch und Fett. 
Kanadische Felsenbirne (Amelanchier canadensis) mit roten bis dunkelvioletten Äpfelchen, die bereits die Ureinwohner als Proviant und Medizin nutzten; die Bäumchen zieht man heutzutage bisweilen als Bonsai
Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis) mit dunkelpurpurnen bis fast schwarzen bereiften Beeren, die mit etwa 15 Millimetern besonders groß ausfallen. 
  • Die aktuell beliebteste Felsenbirne überhaupt ist vermutlich die Essbare Felsenbirne ‚Ballerina (Amelanchier laevis ‚Ballerina‘). Ihre deutsche Bezeichnung kommt nicht von ungefähr– sie ist nicht nur hübsch, sondern auch ausgesprochen lecker und verspricht eine reichhaltige Ernte. 
Baum-Felsenbirne (Amelanchier arborea) ist besonders wüchsig und wächst in ihrer Heimat zu bis zu 20 Meter hohen Bäumen heran. Ihre Früchte sind meist etwas kleiner als ein Zentimeter und rotbraun bis purpurn. Der Geschmack ist fade.
  • Die Sorte ‚Robin Hill‘ ist nur wenig aromatischer.

Ebenfalls beliebt sind die beiden Felsenbirnen-Sorten ‚Prince Charles‘ und ‚Princess Diana‘ (Amelanchier x grandiflora), deren Abstammung nicht geklärt ist.

Beim Felsenbirnen kaufen darfst Du Dich über die Angaben auf dem Etikett nicht wundern: Die Kupfer-Felsenbirne wird oft mit der Kanadischen Felsenbirne oder der Kahlen Felsenbirne verwechselt. Dementsprechend gehen die Angaben bei den Sorten des Öfteren wild durcheinander – die wegen ihrer Früchte besonders beliebte Sorte ‚Prince William‘ läuft beispielsweise mal als Abkömmling von Amelanchier lamarckii, mal als einer von Amelanchier canadensis oder von Amelanchier laevis.

Werden Felsenbirnen als Obst angebaut?

Felsenbirnen werden in den USA und Kanada im kommerziellen Obstanbau produziert. Hier kommen vor allem die Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia) und ihre Sorten zum Einsatz. Die meisten davon sind keine gezielten Züchtungen, sondern lediglich eine Zuchtwahl besonders ertragreicher Sträucher, die gezielt weiter vermehrt wurden.

Die Eckdaten der kommerziellen Nutzung:

Wie schmecken die Früchte von Felsenbirne?

Das kommt auf die Art und Sorte an – einige Felsenbirnen sind auch bei voller Reife sauer wie die Nacht, andere stehen sonstigem Wildobst an Aroma und Süße in nichts nach. Die kleinen Früchte sehen nicht nur ähnlich aus wie Heidelbeeren, viele davon wie die Sorten von Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis) oder Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia) schmecken auch ähnlich fruchtig oder nach Birne und Kirsche, oft mit einem leichten Duft nach Marzipan. Nicht erschrecken: Der Geruch kommt von kleinen Mengen Blausäure, die vor allem in den Samen in Form cyanogener Glykoside enthalten sind.

Die getrockneten Früchte vom Korinthenbaum oder Rosinenstrauch, der Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) verwendete man früher als Ersatz für Korinthen und Rosinen, an die sie optisch wie geschmacklich frappant erinnern – vornehmlich zum Backen. Vor allem in den Niederlanden und im Nordwesten Deutschlands gilt die aus Nordamerika eingeführte Art seit über 100 Jahren als eingebürgert und wächst vielerorts wild.

Was kann man mit den Früchten von Felsenbirnen machen?

Die Früchte von Felsenbirnen kann man roh oder gekocht essen – je nach Art und Sorte unterscheiden sie sich jedoch dramatisch im Geschmack. Grundsätzlich solltest Du sie ohnehin nur gut ausgereift genießen; die meisten Sorten werden dabei ziemlich dunkel bis beinahe schwarz. Allerdings musst Du damit rechnen, dass Dir Tauben, Amseln und Finken zuvorkommen und sich als Erste an dem leckeren Wildobst bedienen. Ansonsten bietet eine Felsenbirne im Garten leckeres Naschobst, das frisch vom Strauch am besten schmeckt.

Für die Küche sind die Früchte der Felsenbirnen aus Nordamerika am beliebtesten. Sie sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen und lassen sich roh oder getrocknet einsetzen. Wem sie zu fad erscheinen, der kann sie auch gerne mit anderem Obst mischen. Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig:

Marmelade aus Früchten der Felsenbirne
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Marmelade aus Früchten der Felsenbirne

Wie kann man die Früchte von Felsenbirne aufheben?

Da gibt es mehrere Methoden: 

Sind die Früchte von Felsenbirne gesund?

Obst ist eigentlich immer gesund, auch das Wildobst der Felsenbirne. Die Früchte sind vor allem kalorienarm: Frisch schlagen sie mit gerade mal 80-100 Kalorien/100 g zu Buche.

Felsenbirnenfrüchte enthalten:

Ist Felsenbirne giftig oder ungiftig?

Bei den Felsenbirnen der Gattung Amelanchier gibt es sowohl wohlschmeckende als auch eher fade und nicht besonders schmackhafte Arten. Egal ob sie süß und aromatisch oder sauer und fade schmecken – essen kann man sie alle. Notfalls kann man sie immer noch zuckern oder mischen und zu Marmelade oder Gelee verarbeiten.

Nur mit den Kernen, also den Samen sollte man etwas aufpassen: Sie enthalten cyanogene Glykoside. In geringeren Mengen finden sich diese auch in den Blättern. Es handelt sich dabei um Verbindungen, die nach dem Verzehr durch den niedrigen pH-Wert der Magensäure Blausäure abspalten.

Zyanide – siehe Zyankali - sind giftig und verhindern den Sauerstofftransport. In niedrigen Dosen verursachen sie Unwohlsein mit Übelkeit, Brechreiz und mitunter Durchfälle, in großen Mengen wirken sie sogar tödlich.

Dessen ungeachtet sind Felsenbirnen nichts für mordlüsterne Zeitgenossen: Der Gehalt an cyanogenen Glykosiden ist so gering, dass man für ernsthafte Schäden Unmengen verzehren müsste. Aufpassen sollte man trotzdem, vor allem bei kleinen Kindern.

Die Felsenbirne Amelanchier ovalis wird von offiziellen Stellen wie der Giftnotrufzentrale, genauer Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universitäts-Kinderklinik Bonn als schwach giftig eingestuft. Ähnlich sollte man andere Arten betrachten. Als erste Hilfe wird reichlich Flüssigkeit verabreicht

Mehr als Bauchschmerzen sind normalerweise nicht zu befürchten. Vor allem müsste man die Samen erst einmal zerkauen, um die cyanogenen Glykoside freizusetzen – mit einer der Gründe, warum sie den Vögeln und Eichhörnchen nichts ausmachen, denn die schlucken die Kerne komplett herunter.

Zur Beruhigung: Gleiches trifft auch auf die Samen vieler anderer Rosengewächse zu. Auch für Äpfel und Birnen – die enthalten sogar noch mehr cyanogene Glykoside als die Früchte der Felsenbirne. Apfelkerne isst man ja normalerweise nicht mit, und auch bei der Felsenbirne sollte man sicherheitshalber darauf verzichten. Heißt wenn man sie zu Marmelade kocht kann man die Kerne entfernen, etwa mit einer Passiermühle. Die Glykoside sind übrigens auch der Grund dafür, dass der heiße Brei leicht nach Bittermandeln oder Marzipan riecht – ein sicheres Zeichen, dass Cyanide im Spiel sind… 

Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Stand:
30.11.-0001
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