Was ist Götterbaum?
Götterbaum, Drüsiger Götterbaum, Stinkesche oder Himmelsbaum (Ailanthus altissima) gehört zur Gattung Ailanthus, die mit 10 Arten im südlichen und östlichen Asien beheimatet ist. Die Bäume gehören zur Familie der in Europa nicht heimischen Bitterholzgewächse (Simaroubaceae). In gemäßigten Klimaten wächst er oft invasiv und ist inzwischen weltweit auch in Australien, Afrika und Nord- und Südamerika zu finden. Bei uns ist er ein beliebter Zierbaum und oft verwildert als Pionierpflanzen auf Ruderalstellen und Trümmergrundstücken anzutreffen.
Es handelt sich dabei um einen ausladenden sommergrünen, langschäftigen und mäßig verzweigten Baum, der eine Höhe von bis zu 25 Metern erreicht. Die flache dünne Borke ist braun gemustert mit hellen Längsstreifen. Jung sind die gerieften kahlen Zweige leicht glänzend braun bis rötlich braun. Die Winterknospen sind flach und spärlich behaart und nur 1-2 Millimeter groß; Endknospen werden nicht gebildet.
Die kahlen Laubblätter stehen wechselständig an den Zweigen; sie sind unpaarig gefiedert, teilweise bis über einen Meter lang, mit 13-35 länglich-ovalen bis schief-lanzettlichen Fiederblättchen. Die Abschnitte haben eine Länge von 7-12 Zentimetern und eine Breite von bis zu sechs Zentimetern, der Rand ist ganz oder nahe der Basis mit ledliglich 1-4 drüsigen Zähnen versehen. Anfangs sind sie rotgrün, später auf der Oberseite dunkelgrün und unten blaugrün. Wenn sie abfallen, hinterlassen ihre Blattstiele eine große dreieckige Narbe an den Ästen. Beim Zerreiben verströmen die Blätter einen unangenehm ranzigen Geruch.
Die 7-8 Millimeter großen Blüten des Götterbaumes sind eher unscheinbar. Sie stehen in 10-20 Zentimeter langen, reich verzweigten Rispen und sind zwittrig oder häufiger eingeschlechtlich auf männlichen und weiblichen Bäumen, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle und sternförmig. Der Geruch vor allem der männlichen Blüten ist eher unangenehm; die weiblichen Blüten weisen oft Staubblätter ohne Staubbeutel auf.
Ihre grünen Kelchblätter sind zur Hälfte miteinander verwachsen, die gelblich-weißen Kronblätter deutlich länger. Im Inneren befinden sich ein scheibenförmiges Nektarium, fünf Staubblätter bei zwittrigen und 10 Staubblätter bei rein männlichen Blüten sowie 5-6 freistehende Fruchtblätter.
Aus ihnen erwachsen flache rundliche Nüsschen, die in der Mitte eines 4-5 Zentimeter langen und 1-1,5 Zentimeter breiten umlaufenden und in sich gedrehten Flügels stehen, ähnlich wie bei der verwandten Esche. Bevor sie pergamentartig eintrocknen leuchten sie in Grün-, Gelb- und Rottönen.
Götterbaum im Garten
Standort
Der Götterbaum ist ausgesprochen anspruchslos und robust. Er bevorzugt reichlich Licht und Wärme und wächst am besten auf einem steinigen und basenreichen, gut durchlässigen Boden, der nach Möglichkeit kalkhaltig sein sollte. Die Bäume sind winterhart, mögen aber keine strengen Fröste. Sie sollten etwas windgeschützt stehen, denn gerade im Alter können Stürme die Äste brechen lassen. Dann wird das Holz leicht kernfaul. Beim Pflanzen sollte man sicherheitshalber etwas Abstand von Haus und Terrasse halten – der Geruch der Blüten wird von den meisten Mitmenschen als unangenehm empfunden.
Schnitt
Den Schnitt führt man beim Götterbaum, sofern überhaupt erforderlich, in der Ruhephase, also vorzugsweise im Winter oder zeitigen Frühjahr durch. Dabei entfernt man schiefe und überkreuzende Zweige. Je nach Beschnitt kann man ihn auch als Hochstamm oder als reichverzweigten Strauch ziehen.
Vermehrung
Am schnellsten fährt man beim Götterbaum mit einem jungen Exemplar aus der Baumschule oder dem Gartenhandel. Oft finden sich in der Nähe des Baumes bereits junge Keimlinge, die man an anderer Stelle einpflanzen kann; sie gelten allerdings als etwas heikel beim Anwachsen. Ansonsten brauchen die Samen hohe Temperaturen zum Keimen; man setzt sie bei Reife oder im Frühjahr.
Die jungen Bäume wachsen anfangs rasant und legen oft mehrere Meter pro Jahr zu, sie gelten als die in Mitteleuropa am schnellsten wachsenden Bäume. Bereits im ersten Jahr werden sie oft ein oder zwei Meter hoch. Dafür werden sie aber meistens nur 40-50 Jahre alt, selten auch mal über 100. Erste Blüten und Früchte erscheinen bereits nach 3-4 Jahren.
Verwendung
Der Götterbaum eignet sich mit seinem ausladenden Wuchs vor allem für große Gärten, in denen er als prächtiger Solitär gut zur Geltung kommt. Je wärmer und sonniger er steht, umso schneller wächst er und umso mehr von seinen leuchtend gelb-roten Früchten bildet er. Zudem haben seine Blätter eine leuchtend gelbe Herbstfärbung. Für Parks und Anlagen hat er sich mit seiner Verträglichkeit gegenüber Abgasen und Streusalz bewährt, und unter Imkern gilt er als gute Bienenweide.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man beim äußerst robusten Götterbaum vergeblich suchen. Die meisten Insekten und Pilze, die sich für die Pflanze interessieren, kommen in unseren Breiten nicht vor. Lediglich einige Verticillium-Arten können den Bäumen bei uns gefährlich werden.
Wissenswertes
Den Namen Drüsiger Götterbaum hat Ailanthus altissima den außerhalb der Blüten gelegenen Nektarien an den wenigen Zähnen der Fiederblättchen zu verdanken. In China verwendet man die Blätter zum Füttern von Seidenraupen, die Rinde als Heilmittel und festen Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und das Holz unter anderem für die für die asiatische Küche typischen Dampfgarer-Körbchen. Er ist leicht giftig.
Die ersten Exemplare des Götterbaumes gelangten Mitte des 18. Jahrhunderts nach Europa und verbreiteten sich schnell in den botanischen Gärten: 1740 in Paris, 1751 in London, 1780 in Berlin und 1784 mit einem Sprung über den Atlantik in Philadelphhia. Dabei war der Import streng genommen ein Irrtum: Der französische Jesuit Pierre d’Incarville war der Meinung, dass es sich dabei um den Lieferanten für den in China gebräuchlichen Möbellack handelt. Dafür wird allerdings der Saft des Lackbaumes Rhus verniciflua verwendet. Später nutzte man ihn vor allem forstwirtschaftlich zur Bodenfestigung und nicht zuletzt zum Füttern der nach Europa importierten Seidenraupen des Götterbaum-Spinners (Samia cynthia).
Mit seiner Anspruchslosigkeit und reichlich gebildeten Samen wurde er zu einer beliebten Zierpflanze, die häufig auswildert und sich als Pionierpflanze auf Brachland und Trümmergrundstücken findet. In Deutschland hat der Trümmerschutt nach dem Zweiten Weltkrieg für eine rasche Ausbreitung von Ailanthus altissima gesorgt. Selbst wenn man die Bäume fällt treibt das weitreichende Wurzelsystem alsbald wieder neue Schösslinge.
Vor allem in wärmeren Klimaten gilt er als invasive Art, die andere einheimische Pflanzen verdrängt; bei uns ist es dafür meist zu kalt, aber in den Mittelmeerländern erweist er sich regelmäßig als problematisch. In der Schweiz steht er bereit auf der Schwarzen Liste der unerwünschten invasiven Neophyten, und in der Europäischen Union darf er nicht gehandelt werden. Mit seinem Wärmebedürftnis findet man ihn häufig an Autobahnen, Bahnstrecken und im städtischen Bereich.
Diese Pflanze ist in Mitteleuropa nicht heimisch
Bedenke, die auf heimische Wildpflanzen angewiesenen Tierarten, wie die meisten Wildbienen- und Schmetterlingsarten sowie davon abhängige Vögel, sind von einem dramatischen Artenschwund betroffen. Mit heimischen Arten kannst du etwas zum Erhalt beitragen.
Markus Wichert
Naturgärtner