Was ist Christophskraut?
Ähriges Christophskraut, meist einfach als Christophskraut (Actaea spicata) bezeichnet, findet man wild nur selten in Schluchtwäldern und krautreichen Mischwäldern mit Buchen und Tannen der Gebirge, an schattigen Hängen, in steinigen Gebüschen und auf Hochstaudenfluren. Das Mitglied aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) wächst in weiten Teilen Europas bis nach Asien und Sibirien hinein und steigt im Gebirge bis auf 1.800 Meter Höhe.
Die ausdauernden krautigen Stauden bilden dank ihrer knolligen hellbraunen, oft fast weißen Rhizome kleine Gruppen und bringen einzelne, mehr oder weniger verzweigte kantige Stängel von 30-70 Zentimeter Höhe hervor. Daran stehen die doppelt bis dreizählig gefiederten Blätter; eine Rosette wird nicht gebildet. Die Laubblätter sind etwa 30 Zentimeter lang, im Umriss fünfeckig, die 9-15 Fiederblättchen eiförmig mit unregelmäßig grob gezähntem Rand und auf der Unterseite hervortretenden Nerven. Beim Zerreiben lässt sich ein charakteristischer scharfer Geruch feststellen.
Die kleinen Blüten stehen endständig in vielblütigen, 2-6 Zentimeter langen eiförmigen Ähren. Sie sind vier- bis fünfzählig, sternförmig und zwittrig mit doppelter Blütenhülle. Ihre äußeren Perigonblätter sind weißlich und fallen bald ab, die inneren Blütenhüllblätter sind zu weißen Nektarblättern umgewandelt. Im Inneren stehen 15-20 auffällig lange, zuweilen violette Staubblätter. Als Frucht wird eine schwarze, etwa einen Zentimeter lange eiförmige Beere gebildet, die auf einem dünnen grünen Stiel sitzt.
Christophskraut im Garten
Standort
Das Christophkraut mag es vor allem kühl und schattig. Es braucht einen frischen nährstoff- und basenreichen steinigen oder reinen Lehmboden. Dieser sollte locker und humos sein und vorzugsweise im kühlen Halbschatten liegen; die Pflanzen wachsen aber auch im vollen Schatten, beispielsweise unter Koniferen. Sonne mögen sie nicht. Bei trockenem Wetter muss man reichlich gießen. Im Winter ist das Christophskraut vollkommen frosthart.
Schnitt
Ein Schneiden ist beim Christophskraut eigentlich nicht erforderlich, es sei denn man möchte die Pflanzen teilen oder zurechtstutzen. Dabei sollte man Handschuhe tragen, denn der Saft der Pflanzen kann Hautreaktionen mit Rötungen und Blasen hervorrufen.
Vermehrung
Zur Vermehrung kann man das Christophskraut teilen, oder man sät die Samen im Herbst an Ort und Stelle aus. Sie sind Kältekeimer und brauchen eine Frostperiode zur Keimung. Ansonsten breitet es sich mit seinem Rhizom auch selbst in der Umgebung aus.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für Halbschatten und Verträglichkeit gegenüber Schatten ist das Christophskraut eine ideale Unterpflanzung für Hecken und Gehölz und kommt auch in schattigen Rabatten mit seinen weißen Blüten und schwarzen Früchten gut zur Geltung.
Schädlinge
Schädlinge oder Krankheiten sucht man beim ausgesprochen widerstandsfähigen Christophskraut vergeblich.
Ökologie
Die Bestäubung übernehmen beim Christophskraut Insekten. Dabei dienen die auffälligen Nektarblätter nur als Schauapparat, denn Nektar bilden sie kaum. Dafür liefert die Blüten umso mehr Pollen. Wildbienen finden sich hier trotzdem kaum ein, und als Hauptbesucher kommen Honigbienen, Wespen und Käfer. Sechs Schmetterlinge nutzen die Pflanzen als Raupenfutter, etwa der Christophskraut-Lappenspanner (Acasis appensata) und der Christophskraut-Blütenspanner (Eupithecia actaeata).
Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Tiere; vor allem Vögel verspeisen mit besonderer Vorliebe die schwarzen Beeren und geben die Samen wohlverdaut mit einem Häufchen Dünger wieder her. Ihnen machen die darin enthaltenen Giftstoffe nichts aus.
Wissenswertes
Der Gattungsname Actea leitet sich vom griechischen Wort für Holunder ab, der ähnliche Blätter und Früchte bildet wie das Christophskraut. Der Artname spicata bedeutet sinngemäß stachlig und verweist auf das Aussehen der Blüten mit ihren weit herausragenden Staubblättern.
In der Antike verwendete man das getrocknete und pulverisierte Christophskraut gegen Flöhe und Läuse, auch bei Haustieren.
In Deutschland ist allein das Ährige Christophskraut einheimisch; im Garten finden sich noch weitere Arten wie Actaea alba. Actaea rubra und Actaea erythrocarpa gelten als Unterarten und heißen daher korrekt Actaea spicata ssp. rubra und Actaea spicata ssp. erythrocarpa.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner