Was ist Alpen-Steinquendel?
Wie der Name bereits verrät ist der Alpen-Steinquendel (auch als Alpen-Bergminze bezeichnet) ein Bewohner des Hochgebirges, insbesondere der Alpen, Apennin, Pyrenäen und des Balkans. In den Alpen steigt er bis in Höhen von 2500 Meter auf und bewohnt kalkhaltige Felshänge, Schutthalden, Dickichte und Steinrasen. Im Garten überzeugt er vor allem mit seinen leuchtend violetten Blüten und dem niedrigen buschigen Wuchs.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen bilden einen lockeren Rasen aus niederliegenden und aufsteigenden, bis zu 45 Zentimeter langen vierkantigen Stängeln, die an ihrer Basis verholzen und kurz darüber eine dichte Behaarung aufweisen; unterirdisch wächst ein horizontal kriechendes, dickes Rhizom. Die Triebe tragen kreuzgegenständige, kurz gestielte und ovale bis elliptische Blätter, die eine kleine Spitze und am vorderen Rand Zähnchen aufweisen. Beim Zerreiben riechen sie aromatisch nach einer Mischung aus Pfefferminze, Thymian und Bohnenkraut.
Die Blüten erscheinen im Spätsommer in den oberen Blattachseln; es handelt sich dabei um Scheinquirle aus 3-8 kurz gestielten Blüten. Wie bei Lippenblütlern (Lamiaceae) üblich sind diese zwittrig, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle und zygomorph. Fünf braune Kelchblätter sind zu einem 5-8 Millimeter langen zweilippigen Kelch verwachsen, die fünf Kronblätter bilden eine 1-2 Zentimeter lange Kronröhre mit einer zweilappigen Oberlippe und einer deutlich größeren dreilappigen Unterlippe. Ihre Farbe schwankt von Violett bis Rotviolett, selten Rosa oder Weiß, wobei die Unterlippe zudem eine deutliche weiße Zeichnung aufweist.
Die beiden oberen der vier Staubblätter sind länger und sind von der Oberlippe geschützt, während der Fruchtknoten in der Kronröhre verborgen bleibt. Nach der Bestäubung entwickeln sich vierkammerige Kapseln, die vier kahle Samen mit großen Elaiosomen enthalten.
Alpen-Steinquendel im Garten

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Standort
Alpen-Steinquendel braucht vor allem einen sonnig-warmen und eher trockenen Standort mit gut durchlässiger, vorzugsweise kalkhaltiger und nährstoffarmer Erde. Mit zu viel Wasser und Dünger bringt man ihn zuverlässig um. Im Winter verträgt die Gebirgspflanze bis zu -28 °C.
Schnitt
Eigentlich musst Du den Alpen-Steinquendel nicht unbedingt schneiden; vertrocknete Reste vom Vorjahr kannst Du im Frühling vor den neuerlichen Austrieb der Überwinterungsknospen eine Handbreit über dem Boden kappen und als Mulch oder zum Kompostieren weiterverwenden. Schneidest Du die Pflanzen nach der Blüte rigoros zurück und entfernst Du damit die Fruchtstände, so legen sie oft im Spätsommer eine zweite Blütezeit nach.
Vermehrung
Die kalte Jahreszeit übersteht der Alpen-Steinquendel mit bodennahen Überwinterungsknospen, die im Frühjahr erneut austreiben. Du kannst die Bestände nach ein paar Jahren teilen und verpflanzen. Zudem ist eine Aussaat problemlos möglich; die Samen sind Lichtkeimer und Warmkeimer, die Du nur leicht auf das Substrat andrücken darfst.
Verwendung
Mit seiner Herkunft und seinen Ansprüchen ist der Alpen-Steinquendel bestens für den Steingarten und den Alpengarten geeignet.
Schädlinge
Im Garten machen dem Alpen-Steinquendel Pflegefehler wie zu viel Dünger und zu viel Nässe eher Probleme als Krankheiten und Schädlingen. Bei ungünstigen Bedingungen wird er vor allem anfällig für Pilze.
Ökologie
- Die Bestäubung der kleinen Lippenblüten erfolgt durch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Der Alpen-Steinquendel gilt als insektenfreundlich und als gute Bienenweide.
- Auch Fliegen und Schwebfliegen tragen in geringerem Maße zum Bestäubungserfolg mit bei.
- Den Pollen holen sich 36 Wildbienen, um damit ihre Brut zu versorgen – eine bunte Mischung aus Holzbienen, Blattschneiderbiene, Schmalbienen und anderen Gattungen.
- Die Verbreitung der Samen übernehmen, nachdem sie erst einmal zu Boden gefallen sind, Ameisen, die sich für das nahrhafte Elaisosom interessieren.
Wissenswertes
- Das ätherische Öl des Alpen-Steinquendels ist sehr aromatisch; wie Minze enthält es das charakteristische Menthol und darüber hinaus ähnliche Inhaltsstoffe wie das nahe verwandte Bohnenkraut, darunter Thymol und Carvacrol.
- Das getrocknete Kraut nutzt man heute nur noch selten zum Würzen, unter anderem von Käse.
- Ebenso kaum noch gebräuchlich ist der Alpen-Quendel als Heilpflanze; die traditionelle Volksmedizin der Alpenländer setzte den aus den Blättern zubereiteten Tee als verdauungsförderndes, schweißtreibendes und fiebersenkendes Mittel ein.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner