Was ist Balkan-Bärenklau?
Balkan-Bärenklau, Ungarischer Bärenklau oder Ungarischer Akanthus (Acanthus hungaricus) gehört zur Gattung Acanthus, einer Gruppe von etwa 30 Stauden, die vorwiegend am Mittelmeer auf trockenen und felsigen Standorten gedeihen. Wie der Name bereits erahnen lässt stammt diese Art vom Balkan, von Rumänien, Serbien und Kroatien herunter bis nach Griechenland. Besonders interessant sind die Mitglieder aus der gleichnamigen Familie der Akanthusgewächse (Acanthaceae) wegen ihrer schön geformten Blätter, die schon früh als Akanthuslaub Eingang in die Kunst gefunden haben und welche den Akanthus zu einer beliebten Zierpflanze machen.
Der Balkan-Bärenklau ist eine büschelig wachsende mehrjährige Staude mit kräftigem tiefreichendem Rhizom und dunkelgrünen, verkehrt eiförmigen und tief fiederteiligen, Löwenzahn-ähnlichen Blättern, die sich in den Stängel hinein verschmälern und am Rand tief gelappt erscheinen. Sie stehen vorwiegend in einer grundständigen Blattrosette, werden bis über einen halben Meter lang und weisen breite geflügelte Mittelrippen auf. Einzelne Pflanzen werden 60-120 Zentimeter hoch und 60-90 Zentimeter breit. Im Gegensatz zu vielen Verwandten sind ihre Blätter nicht oder nur wenig stachelig.
Die auffälligen, bis über fünf Zentimeter großen weißen oder blass rosafarbenen Blüten erscheinen in 60-75 Zentimeter langen, kräftigen Ähren zwischen purpurfarbenen stacheligen Hochblättern. Sie lassen ihre Verwandtschaft mit den Lippenblütlern (Lamiaceae) deutlich erkennen: Sie sind zygomorph, zwittrig mit doppelter Blütenhülle und weisen eine Oberlippe und eine Unterlippe auf. Oft stehen sie in vier Reihen übereinander. Die Krone steht zwischen zwei großen und zwei kleinen stacheligen, grünen oder violetten Kelchblättern. Als Früchte werden dunkelbraune eiförmige Kapseln gebildet, die in zwei Fächern zwei bis vier abgeflachte Samen enthalten.
Balkan-Bärenklau im Garten
Standort
Der Balkan-Bärenklau ist wenig anspruchsvoll und nimmt mit jeder halbwegs fruchtbaren und tiefgründigen Erde vorlieb. Vorzugsweise ist sie lehmhaltig, aber gut durchlässig. Sonne oder Halbschatten werden bevorzugt. Gleichmäßige Feuchtigkeit lässt den Akanthus am besten gedeihen, er kommt aber auch problemlos mit längeren Trockenphasen zurecht. Dagegen ist Staunässe absolut tödlich.
Beim Auspflanzen sollte man daran denken, dass die großen Stauden etwas Platz an den Seiten brauchen, damit sie auch schön zur Geltung kommen. Eingeklemmt sehen sie nach nichts aus.
Etwas Frost vertragen die Pflanzen, aber in den zweistelligen Minusbereich dürfen die Temperaturen im Winter nicht fallen. In stark frostgefährdeten Gebieten hält man sie am besten im Wintergarten oder im Gewächshaus; als Kübelpflanze lässt er sich im Haus überwintern.
Schnitt
Schneiden ist nur zum Beseitigen verwelkter Pflanzenteile notwendig. Man kann diese aber auch problemlos über Winter stehenlassen, denn selbst vertrocknet bleiben die Samenstände noch sehr dekorativ. Dann sollte man sie spätestens im Frühling kappen, kurz bevor der neue Austrieb erscheint.
Will man den Balkan-Bärenklau versetzen wird man sich über die tiefen Wurzeln wundern. Und darüber, dass selbst die kleinsten Reste davon bereits nach kurzer Zeit neue Pflanzen bilden.
Vermehrung
Die Samen des Akanthus kann man im zeitigen Frühjahr an Ort und Stelle im Garten aussäen. Die Dunkelkeimer muss man einen Fingerbreit mit Erde bedecken, damit sie zuverlässig keimen. Sie erscheinen nach und nach und brauchen teilweise etwas länger. Teilen lassen sich die Stauden im Frühling oder im Herbst, und Wurzelschnittlinge vom Rhizom kann man im Winter abnehmen. Dazu schneidet man handbreite Teile davon ab und setzt sie in sandige feuchte Erde.
Verwendung
Mit seinen dekorativen Blättern und Blütenständen ist der Balkan-Bärenklau ein wunderbarer Blickfänger für den Hintergrund eines Staudenbeetes oder unterhalb von Bäumen und Sträuchern. Mit seiner Trockenverträglichkeit ist er aber auch für den Steingarten gut geeignet. Als Kübelpflanze macht er auch auf Balkon und Terrasse eine gute Figur.
Schädlinge
Der Balkan-Bärenklau ist recht robust, wird aber bisweilen von Mehltau geplagt, vor allem bei zu feuchtem Stand.
Ökologie
Die riesigen Blüten des Akanthus sind für kleine Insekten nicht zugänglich; den Weg zum Nektar und Pollen finden nur kräftige Tiere wie die großen Hummeln (Bombus spec.) oder Holzbienen (Xylocarpa spec.), welche mit ihrem Gewicht die Unterlippen herunterklappen können.
Wissenswertes
Mit dem giftigen und schwere Sonnenbrand-ähnliche Verbrennungen hervorrufenden Bärenklau aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae) wie der Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) hat der harmlose und ungiftige Ungarische Bärenklau nichts zu tun. Vielmehr wurden die Wurzeln bereits in der Antike zu medizinischen Zwecken genutzt, insbesondere bei Brandwunden und stumpfen Verletzungen, wie bereits Plinius d.Ä., Vergil und Dioskurides berichten. Der botanische Gattungsname leitet sich vom griechischen Namen der Pflanze, akanthos – der Dornige ab.
Bekannt geworden ist der Balkan-Bärenklau wegen seines unverkennbaren Blattwerkes. Schon die alten Griechen nahmen die Akanthusblätter als Vorbild für dekorative Elemente, die man in der bildenden Kunst bis heute weiter verwendet.
Andere Bezeichnungen für den Balkan-Bärenklau sind die Synonyme Acanthus balcanicus (Balkan-Akanthus) und Acanthus longifolius (Langblättriger Akanthus).
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner