Was ist Nordmann-Tanne?
Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana) ist ein meist bis zu 30, selten 50-60 Meter hoher Nadelbaum mit einer anfangs schmalen und später breit kegelförmigen Krone. Der aktuell beliebteste Weihnachtsbaum gehört zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) und stammt aus einem Gebiet im nördlichen Kleinasien und rund um den westlichen Kaukasus, weswegen man den Baum auch als Kaukasus-Tanne bezeichnet. Dort wächst sie bevorzugt in Höhenlagen zwischen 900 und 2.200 Metern, teils bestandsbildend, teils vergesellschaftet mit Kaukasus-Fichte, Wald-Kiefer und Eibe. Mit der einheimischen Weiß-Tanne (Abies alba) ist sie nahe verwandt.
Der Stamm wird bis zu eineinhalb Meter dick; seine Rinde ist graubraun bis grauschwarz und im unteren Teil dick borkig und längsrissig. Die Äste stehen scheinbar quirlförmig angeordnet und sind waagerecht ausgebreitet. Jung sind die Zweige olivgrün bis graubraun und deutlich gerieft, mit einer dunklen Behaarung, die später verschwindet. Charakteristisch ist das Fehlen eines harzigen Überzuges auf den Winterknospen; diese eiförmig bis breit kegelförmig und 5-6 Millimeter lang. Die daran sitzenden Schuppen sind dennoch miteinander verklebt und bleiben auch später erhalten. Kräftige Äste bilden eine zusätzliche Knospe, die zu einem nach unten gerichtetem Seitenzweig auswächst, sodass die Krone sehr dicht gefüllt wirkt.
Die 2-3,5 Zentimeter langen und etwa zwei Millimeter breiten Nadelblätter der Nordmann-Tanne stehen dicht und schraubig; sie sind weich und stechen nicht wie die vieler anderer Nadelbäume. Ihr Ende ist spitz, gerundet oder stumpf, die Oberseite ist glänzend dunkelgrün, ihre Unterseite weist zwei auffällige weiße Streifen aus Spaltöffnungen auf.
Nordmann-Tannen sind einhäusig und es finden sich sowohl männliche als auch weibliche Blüten an den gleichen Bäumen. Die gelblich-grünen männlichen Blüten sind etwa einen Zentimeter groß und kugelig und stehen auf der Unterseite der Zweige in großer Zahl in den Blattachseln. Dagegen wachsen die grünen weiblichen Blüten aufrecht wie Kerzen aus den Zweigoberseiten empor; sie werden etwa drei Zentimeter lang und bilden später einen zylindrischen, oben wenig zugespitzten Zapfen von 12-20 Zentimeter Länge und einem Durchmesser von 4-6 Zentimetern.
Nach einer langen Reifezeit werden die Tannenzapfen schließlich trocken und hellbraun. Charakteristisch sind die zurückgeschlagenen, zwischen den Samenschuppen hervorlugenden Deckschuppen. Im Inneren befinden sich 6-12 Millimeter lange keilförmige Samen mit etwa doppelt so langem häutigen Flügel. Reif werden die Samen im September und Oktober; wenn sich die Zapfen öffnen fliegen sie große Strecken mit dem Wind davon. Selten fallen die Tannenzapfen zu Boden; meistens bleiben sie an den Zweigen stehen und zerfallen nach und nach, bis nur noch die Spindel übrigbleibt.
Nordmann-Tanne im Garten
Standort
Die Nordmann-Tanne braucht viel Platz – dann entwickelt sie sich auch am schönsten. Junge Bäume sind gut schattenverträglich, sodass man sie auch problemlos zwischen anderem Gehölz pflanzen kann; dieses sollte man aber später entfernen, damit sich der Baum in aller Pracht entfalten kann. Mit reichlich Sonne und Wärme funktioniert das am besten. Keine Sorge, die Bäume wachsen relativ langsam und werden nicht binnen weniger Jahre zu Monstern.
Wie alle Tannen ist auch diese recht anspruchsvoll und mag hohe Luftfeuchtigkeit, gleichmäßig feuchten Untergrund und ein gemäßigtes Klima ohne allzu große Kapriolen. Der Boden sollte möglichst tiefgründig sein, da die Bäume schon früh eine ausgeprägte Pfahlwurzel bilden; mit viel Humus und Nährstoffen, gut durchlässig und schwer bis mittelschwer mit hohem Lehmanteil. Auch im heimatlichen Kaukasus wird es kalt; daher ist die Nordmann-Tanne auch bei uns relativ frosthart. Allzu tiefe Minusgrade und Spätfröste nimmt sie allerdings übel. Die große Pfahlwurzel sorgt dafür, dass die Bäume bei einem starken Sturm eher abbrechen als umfallen.
Schnitt
Schneiden sollte man am besten lassen, so weit es sich vermeiden lässt – die Nordmann-Tanne wird ganz von allein ein schöner Baum mit ausladender Krone. Tote Äste kannst Du natürlich jederzeit entfernen.
Vermehrung
Für Weihnachtsbaumplantagen werden die Samen eigens gesammelt. Da es in der kaukasischen Heimat immer weniger gut zugängliche Nordmann-Tannen zum Zapfen sammeln gibt werden sie mittlerweile auch bei uns als Saatbäume gepflanzt. Sie selber aus dem Samen zu ziehen ist eine langwierige Angelegenheit; daher wird man eher auf die jungen Tannen aus Baumschule und Gartenfachhandel zurückgreifen.
Möchtest Du eine Nordmann-Tanne für Deinen Garten, kannst Du auch einen voll bewurzelten kleinen Weihnachtsbaum kaufen. Nach den Festtagen lässt er sich problemlos im Freiland auspflanzen – sobald es draußen wieder etwas wärmer geworden ist.
Reine Arten kann man aussäen, wohingegen die Sorten nur vegetativ vermehrbar sind. Viele der im Gartenhandel erhältlichen Bäumchen sind veredelt, sodass sich bei Stecklingen die typischen Eigenschaften nicht erhalten lassen.
Verwendung
Am besten kommt die Nordmann-Tanne als prächtiger Solitär zur Geltung. Wenn Du einen eher kleinen Garten hast solltest Du Dich in der Baumschule oder im Gartencenter erkundigen, was sie an kleinerwüchsigen Sorten im Sortiment haben; viele davon werden nicht ganz so riesig. Zwergformen sind auch für den Steingarten, Heidegarten oder als Kübelpflanzen für die Terrasse oder den Balkon geeignet.
Schädlinge
Die Nordmann-Tanne ist ausgesprochen robust und widersteht Krankheiten und Schädlingen besser als viele andere Tannenarten. Bestenfalls alten und vorgeschädigten Bäumen macht der Hallimasch zu schaffen.
Zusehends eine Ausnahme machen Tannentriebläuse, welche die Nordmann-Tanne sogar in ihrem Namen: Dreyfusia nordmannianae haben. Sie und die nahe verwandte Dreyfusia merkeri saugen an den jungen Maitrieben, sodass diese krumm wachsen und auch die Nadeln verbogen erscheinen. Die Zweige sehen danach aus wie Flaschenbürsten.
Bei näherer Betrachtung erkennt man die schwarzen Läuse, die wie Wollläuse nach der Schur aussehen. Junge Bäume können dadurch nachhaltig Schaden nehmen und absterben. Bei uns vermehren sich die eingeschleppten Schädlinge nur parthenogenetisch durch Jungfernzeugung und werden passiv mit dem Wind oder von Mensch und Tier übertragen.
Ökologie
Wie bei allen Nadelbäumen übernimmt auch bei der Nordmann-Tanne der Wind die Rolle des Pollenüberträgers für die Bestäubung. Er ist es auch, der die Samen weit von den Bäumen wegträgt; sie sinken als Schraubenflieger nur langsam zu Boden und halten sich entsprechend lange in der Luft.
Wissenswertes
Nordmanns Tanne
Benannt wurde die Nordmann-Tanne nach dem finnischen Naturforscher Alexander Nordmann, dem Direktor des Botanischen Gartens von Odessa, der sie 1836 erstmals im heutigen Georgien an den Hängen des Kaukasus entdeckte und die ersten Samen mitbrachte. 1840 gelangte sie nach England, und das erste in Deutschland wachsende Exemplar haben wir Alexander von Humboldt zu verdanken, der einen Baum für den Botanischen Garten in Berlin-Dahlem organisierte.
Weihnachtsbaum ganz groß
Heutzutage ist die Nordmann-Tanne die beliebteste Nadelbaumsorte für Weihnachtsbäume und in Gärten und Parks sehr beliebt, da sie bei freistehendem Wuchs zu einem ausgesprochen imposanten Solitär heranwächst. Während die Bäume in ihrer Heimat bis zu 60 Metern Höhe erreichen, werden sie in unseren Breiten nur bis zu 30 Meter hoch. Alte Bäume sind bis zu 500 Jahre alt und haben einen bis zu zwei Meter dicken Stamm.
Kleine Zuchtsorten
Noch wesentlich kleiner sind viele Sorten, die wegen des übersichtlichen Wuchses für dem heimischen Garten besonders beliebt sind. ‚Pendula‘ wird beispielsweise 10-20 Meter hoch; sie wächst schlank säulenförmig und hat lang herabhängende Äste. Nur 5-10 Meter Höhe erreicht die geradezu zwergenhafte Sorte ‚Barabits Compact‘, mit waagerecht abstehenden Ästen und frischgrünen Nadeln. Geht noch kleiner: ‚Golden Spreader‘ ist nur bis zu einem Meter hoch und wird bis eineinhalb Meter breit, mit abgespreizten Ästen und leuchtend gelben, unterseits blass gelbweißen Nadeln. Diese ungewöhnliche Sorte hat den renommierten Award of Garden Merit der Royal Agricultural Society gewonnen.
Nordmann-Tanne in der Forstwirtschaft
Forstwirtschaftlich spielt die Nordmann-Tanne bei uns keine große Rolle, da sie dafür zu frostempfindlich reagiert. Nur zur Wiederaufforstung wird sie bisweilen verwendet. Anders sieht das mit den Weihnachtsbaum-Plantagen aus – davon gibt es eine ganze Menge, auch zum Selber aussuchen. Beliebt als Christbaum ist sie wegen der rund um die Zweige stehenden, kaum stechenden Nadeln, die zudem lange am Baum bleiben und nicht so schnell abfallen, selbst wenn der Tannenbaum nicht ins Wasser gestellt wird. Andererseits duftet sie weniger aromatisch als andere Arten.
Tannenholz für Bau und Papier
Das Holz der Nordmann-Tanne ist weich und fast weiß und wird vor allem als Bauholz und zur Papierherstellung benutzt.
Kahl oder haarig?
Botaniker unterscheiden (mindestens) zwei Unterarten:
- Abies nordmanniana ssp. nordmanniana aus Kaukasus und nördlicher Türkei mit flaumig behaarten jungen Trieben und
- Abies nordmanniana ssp. equi-trojani (Abies equi-trojani, Abies bornmuelleriana), die in der nordwestlichen Türkei an der Schwarzmeerküste und am Berg Ida wächst, mit kahlen Jungtrieben.
Abies x insignis und andere Hybriden
Zudem bildet die Nordmanntanne leicht Hybriden, vor allem mit der Spanischen Tanne (Abies pinsapo), die dann nur noch schwer einzuordnen sind. Dazu gehört beispielsweise Abies x insignis, die man im Gartenfachhandel bisweilen unter diesem Namen findet.